CAMP COPE – how to socialise & make friends (CD, LP Vinyl)

Bereits das zweite Album der Band aus Melbourne, bestehend aus Georgia McDonald, Kelly-Dawn Hellmrich, und Sarah Thompson. Das selbstbetitelte Debüt war einer der Überraschungserfolge der australischen Musikszene 2016, der langerwartete Nachfolger ist nicht bei der Musikindustrie gelandet, was auch zeigt, wie lebendig, emanzipiert und selbstständig die australische Musikszene ist. "How To Socialise & Make Friends" ist ein bewusstes Statement, und versammelt Zeugnisse von Enttäuschung, Scheitern, aber auch Wut. Völlig unironisch - im Gegensatz zu z.B. Courtney Barnetts slackerhafter Nonchalance - werden hier die großen und kleinen Aspekte der eigenen Existenz behandelt. Die poetische Qualität von McDonalds Texten geht einher mit einer scharfsinnigen Eloquenz und starken Präsenz. Schade, dass es im Deutschen keine adäquate Übersetzung für "vulnerable" gibt. In "The Face Of God" reflektiert McDonald nicht nur eigene erlebte Übergriffigkeiten, sondern auch die unangenehmen Nebenschauplätze, wenn diese von Tätern mit anerkanntem kulturellem Kapital ausgehen ("Not you, you´ve got that one song that I like"), und deswegen nur wenig Konsequenzen spüren müssen. Die musikalische Umsetzung ist die komplette Skelettierung von Indie-Rock/Emopunk im besten Sinne: Sehr minimalistisches Schlagzeug, ein meist in den oberen Skalen gespielter, hochmelodischer Bass in Kombination mit einer aufs nötigste heruntergeschraubten, nur angezerrten Gitarre, die in erster Linie die Melodielinien der Bassgitarre unterstützt, anstatt selbst im Mittelpunkt zu stehen. Über all dem steht der melodische und höchst variable, etwas raue Gesang von McDonald der meist die Basslinien konterkariert, und die größte Aufmerksamkeit auf sich konzentriert. Wenn Pop immer nur "das Andere" ist, das Ideale, dann ist es nichts als ein Produkt. Camp Cope sind das Gegenteil. Eine der Platten des Jahres! * Run For Cover.