THE YOUNG GODS

Tatsächlich gelingt der Band um Franz Treichler hier endlich wie auf keinem der nach 2000 erschienenen Alben, den alten Geist ihrer Anfänge einzufangen und in die Gegenwart zu transportieren. Vielleicht ist es die Unruhe und Turbulenz dieser Zeit militärischer Konflikte, massiver Überwachung und anderer Bedrohungen, die das Album geprägt haben. Der Trademark der Band, der sie auch auf ihren ersten Alben seit 1985 ausmachte, nämlich das aggressive Spiel mit Gitarrensamples im Kontext von Elektronik, nimmt hier die besten Formen seit Langen an und kulminiert in einigen großartigen Songs, in denen sie ihre eigene Geschichte aufgreifen, z.b. in dem Industrial-Rock-Tribal-Monster "Systemized", das mit rohen Gitarren aufwartet oder dem sich stetig steigernden "Tu en ami du temps" mit ebenfalls heftigem EInsatz von Noise-Gitarren. Andererseits auch motorische Unterbodengroover mit überlagerter Kratzgitarre wie das fantastische "Blackwater" oder das schwebende, an The Doors erinnernde "Intertidal". Die Young Gods ehren ihre eigene Geschichte ebenso wie ihre langjährigen Einflüsse - von Psychedelic Rock bis Post-Punk - auf diesem pulsierenden Guerilla-Album, denn es ist eine Platte des Widerstands. "Appear Disappear" ist eine Reflexion über unsere Rolle in den Problemen der Welt und unsere Fähigkeit, Stellung zu beziehen. "Wie reagieren wir? Wie treffen wir die richtige Entscheidung inmitten der gewaltigen Datenflut, die wir jede Sekunde verarbeiten? oder Wie verhindern wir, dass wir von der "Cloud" verschlungen werden, die wir selbst füttern?, fragt Franz Treichler mit englischen und französischen Vocals auf dem intensivsten Album der Young Gods seit 20 Jahren, auf dem Treichler angetrieben wird vom elektronischen Puls von Cesare Pizzi (Sampling, Elektronik) und den treibenden Drums von Bernard Trontin.*Two Gentlemen/PIAS