NICK CAVE & BAD SEEDS – push the sky away (CD, LP Vinyl)

Cave steigt hinab in eine düstere Welt weit weg vom dionysischen lauten Rock von Grinderman und den Soundtracks mit Warren Ellis. Cave reicht stattdessen eine hervorragende Sammlung von Songs, die sich mehr oder weniger als Mörderballaden bezeichnen lassen. Im Mittelpunkt der großartige Cave in Höchstform mit seiner unwiderstehlichen Art des Erzähl-Singens. Er ist hier Minimalist, die musikalische Begleitung ergibt sich aus reduzierter Gitarre, verschiedenartig eingesetzten Streichinstrumenten, Orgel, Drums, Bass und dezenten, aber eminent wichtigen Backgroundchören. Ein subtiles Werk, das immer am Abgrund steht und in dem oft mantraartige Riffs mit leichten Verschiebungen als Basis für die bedrohlichen Noir-Erzählungen des Meisters dienen, die er aus seinem ominösen Notizbuch gepickt hat. Das Internet mit seinen Kuriositäten und dem Übergang von Realität zu Fiktion ist das andere Faszinosum, aus dem Cave schöpft. Wie im Worldwide Web weltverändernde Ereignisse, vergängliche Modeerscheinungen und mythisch gefärbte Absurditäten Seite an Seite stehen, davon erzählen die Songs, und sie werfen die Frage auf, wie wir erkennen und beurteilen können, was wirklich wichtig ist. Die Spannung in den Songs ist oft zum Zerreissen gespannt, der Blues dient dabei auch als Abgrund für subtilen Text-Witz im "Higgs Boson Blues". Doch die Stimmung für die Inszenierung "der Wonnen des reifen Mannes "(Rolling Stone) wirkt immer unheimlich und bedrohlich, manchmal lassen sich vom Herangehen her Parallelen zum letzten Tindersticks-Album entdecken. Eine Langzeitpille und eines seiner besten Alben, aufgenommen in Südfrankreich mit Produzent Nick Lanay in einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, dem Sitz des Studios La Fabrique, in dessen Hauptsaal eine riesige Sammlung Schallplatten die Wände ziert. *Bad Seed