TORTOISE – the catastrophist (LP Vinyl)

Das aus Chicago stammende Quintett enthebt sich seit 25 Jahren mit ihrem Stil den Genrezuordnungen. Einst war die Schildkröte ausschlaggebend für die Etablierung des Begriffes Postrock. Das 7te Album stellt den Begriff wieder mal in Frage, denn Tortoise lassen sich nicht in ein Korsett zwängen. Zum Teil frönen sie einer Fusion, die sich bei den bekannten Stilen bedient und Versatzstücke von Jazz, Electronic und Progrock verbindet und sich immer wieder auch in Fusion-Rock-Gefilden aufhält. Man darf sich aber vom Start des Albums nicht täuschen lassen. Ab der aus dem Rahmen fallenden, coolen Coverversion des David Essex' 1973er Radiohit "Rock On" läuft das Album dann besser. Das innere Auge isst mit, wenn psychedelische Flirrer von Stereolab-Bässen und unwiderstehlichen McEntire-Schlagzeug-Figuren begradigt werden und von Gitarrenchords wieder zersetzt werden. Bass und Beat sind das Gerüst und Skelett eines Albums, das sich alle Freiheiten nimmt und dadurch auch in Sachen Abwechlungsreichtum nicht geizt. Gerade wenn der Beat etwas schwerer wird und der Bass fettleibig dem Dub frönt, gewinnen Tortoise hier ("Shake your hands with danger"), bewegen sich aber auch an Krautrock und Avantgarderock entlang und entschweben immer wieder auch mal auf der Woge einer Analog-Synthie-Melodie ("Gesceap") oder lassen auch einem Groove freien Lauf ("Hot Coffee"). Aus dem Rahmen fällt auch die bittersüß-weirden wie seelenvollen Indieballade "Yonder Blue", gesungen von Yo La Tengos Georgia Hubley. *Thrill Jockey