ANADOL – hatiralar (LP Vinyl)
Repress! Hatiralar war das zweite Album von Anadol, das ursprünglich zwischen Berlin und Istanbul um 2012 herum komponiert und erst Jahre später in digitaler Form auf dem Istanbuler Label Inverted Spectrum veröffentlicht wurde. Der Titel Hatiralar ("Erinnerungen") entpuppt sich als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Anadol erinnerte sich an die Musik und nahm sie 2023 wieder auf, bearbeitete und mischte die Kompositionen behutsam für das neu gemasterte LP-Format, in dem sie nun das Licht der Welt erblicken. Hatiralar stellt eine frühe Version des melodischen, instrumentalen Synth-Pop dar, den Anadol auf ihrem Album Uzun Havalar (2019) verfeinerte, bevor sie die freiere, von Krautrock inspirierte Musique Concrète ihres letzten Albums Felicita (2021) erkundete. Hier ist der Text, der die ursprüngliche Veröffentlichung von 2017 begleitete: Anadol, benannt nach einer altmodischen türkischen Automarke, ist ein instrumentales Synth-Pop-Projekt von Gözen Atila, einer Künstlerin, DJ und Keyboarderin. Sie nimmt mit Miniorgeln auf, die in den 70er und 80er Jahren hergestellt wurden. Die eingebauten Rhythmen und Arpeggios dieser Maschinen bilden das Rückgrat ihres Sounds, und ihre Melodien sind von Popmusik und Soundtracks aus Frankreich, Italien und der Türkei aus derselben Zeit beeinflusst. Die Musik ist voller Anspielungen auf die Stimmungen des alten türkischen und europäischen Kinos, vom Erotischen bis zum Melodramatischen, und mit einer Reminiszenz an den Klang und den Geist der so genannten "Tavernenmusik", die in den 1980er Jahren im städtischen Nachtleben der Türkei populär war, ein flexibler Pop-Stil, der in der Regel von einem Solo-Keyboarder-Sänger vorgetragen wird. Anadol knüpft an die Tradition einsamer Synthie-Experimentatoren wie Bruce Haack und The Space Lady mit ihrer kindlichen Neugier für elektronische Klänge und an die Keyboarder an, die die Grenzen der Minimalausstattung ausreizen, um betrunkene Paare mittleren Alters in den Kneipen und auf den Hochzeitsfeiern Istanbuls zu unterhalten. *Pingipung
